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Swiss Harley Days 2010 & 19. European HOG Ralley 2010 in Lugano

Wie bereits 2008 in Sirmione war ein oberitalienischer See auch dieses Jahr wieder Austragungsort des European HOG Rally. Diesmal fand der Event gar noch "closer to home" statt als damals am Gardasee, nämlich praktisch vor unserer Haustüre in Lugano.

Bereits am Freitagmorgen beim Treffpunkt auf der Raststätte Pratteln brannte die Sonne hernieder, und es sollte ein heisser Tag und ein richtiges Hochsommerwochenende bleiben. Vorerst fuhren wir unter Führung von RC Andy über die A-2 Richtung Süden. Kurz vor Sursee dann plötzlich Stau auf dem Highway (wohl wegen eines Unfalls), aber zum Glück befand sich das Stauende just bei einer Ausfahrt, so dass wir flugs auf die Hauptstrasse ausweichen konnten. Nach einer halbstündigen Überlandfahrt gings dann wieder auf die Bahn zurück, und dann den Gestaden des Vierwaldstättersees entlang bis zur Raststätte Altdorf. Wir waren alle heilfroh, hier etwas Flüssigkeit nachtanken zu können, denn heute war einer jener seltenen Tage, wo der Fahrer durstiger war als die Maschine. Ab Erstfeld fuhren wir auf der Hauptstrasse weiter gen Süden, und nach Amsteg begannen die ersten Kurven des 32-km langen Anstiegs bis zur Gotthard-Passhöhe, die ziemlich genau eine Meile höher liegt. Das Verkehrsaufkommen war mehrheitlich erträglich, und hätte nicht der obligate Fahrer aus dem grossen Kanton mit angehängtem Boot den Weg über den Pass gewählt, so hätten wir durchaus richtig zufahren können. So wars halt eine gemütliche Fahrt bis zur Passhöhe, wo sich die ersten Quellwolken in den ansonsten blauen Himmel zu winden begannen. Wir verpflegten uns mit Wasser und Wurst, und Andy gab dem Urschweizer-Ort zu Ehren eine kurze professionelle Jodlereinlage zum besten.

Bis Faido fuhren wir weiter auf der Hauptstrasse, dann lenkten wir die Harleys wieder auf die Autobahn. In je tiefer liegende Gefilde wir vordrangen, desto trockener und heisser und betäubender wurde das Klima. Wie halbtote Fliegen stiegen wir von den Mopeds, als Andy unseren Tross bei Bellinzona zum nächsten Boxenstop führte. Hier war nun bei den meisten auch "Jacke weg" angesagt, und so fuhren wir gilet-mässig weiter über den Ceneri zum Ziel in Lugano. Nach Verlassen der A-2 machten wir noch eine kleine Rundfahrt durch verkehrstechnisch eher verstopfte Teile des Sottoceneris, bis wir dann bei Paradiso erstmals Luganeser-Boden befuhren. Statt zum See runter gings allerdings via Bahnhof nach Norden, so dass wir schliesslich zwischen uns und unserem Ziel das abgesperrte HOG Gelände vorfanden. Hmmmm, also noch ein paar Kurven hier und da, noch mal um diesen und jenen Block herum fahren, dann an einem Gitter vorbei, bei einem Polizisten gnädigerweise Durchfahrtsrechte durch abgesperrte Strassen erbettelt, und siehe da, endlich konnten wir beim schön gelegenen Hotel Walter vorfahren und einchecken. Na ja, schön gelegen ist das Hotel, das soll keiner in Abrede stellen. Aber sonst ... Die Zimmer erinnerten mich eher an Nordkorea, und ich möchte nicht viel Geld darauf wetten, dass sich ein Brockenhaus finden lässt, welches die Möbel gratis abtransportieren würde. Das einzig wirklich Brauchbare im Zimmer war die Klimaanlage, der Rest war kaum feudaler als eine Militärkaserne. Der Preis von CHF 260 pro Doppelzimmer war dann allerdings wieder oberes Luxussegment. Die Location der Bleibe war wie gesagt super, Morgenessen war auch in Ordnung, organisiert war es auch gut, und Lugano ist offenbar einfach megateuer, aber diese Herberge kann ich zu dem Preis niemandem wirklich empfehlen.

Wenigstens gabs im Gartenrestaurant kühles Bier, das hatten wir alle auch bitter nötig. Beim erneuten Auftanken trafen wir dann auch die meisten derjenigen BCS-ler, die nicht mit uns im Konvoi, sondern separat nach Lugano gefahren waren und die auch an andern Orten untergebracht waren. Zum Chapter-Nachtessen an der Piazza fanden sich dann alle anwesenden BCS-ler ein. Draussen Sitzen war an so einem prächtige Sommertag natürlich super, nur leider hatte der Wirt des Olympia seine einst schöne Freiluft-Terrasse in ein Glasgewächshaus mutiert. Dieses mag im Winter gewisse Vorzüge haben, bei den im Juli herrschenden hochsommerlichen Temparaturen war es suboptimal. Dafür war das Essen gut, so dass wir nicht weiter herummäkeln wollen. Nach dem Essen verstoben die BCS-ler relativ schnell in alle möglichen Himmelsrichtungen, so dass ich halt den Abend mit einem Privatspaziergang zu zweit durchs Gelände abschloss.

Der Höhepunkt des Samstages war sicherlich die Parade, die um 17 Uhr starten würde. Bis dahin nahmen einige ein paar Kilometer im Tessin unter die Räder, während andere die Zeit zum Bummeln übers Gelände nutzten. René montierte die Chapterfahne frühzeitig und fachgerecht. Leider schien sich das Interesse beim BCS an einem gemeinsamen Auftritt in engen Grenzen zu halten, so dass unser schönes Chapter-Fähnlein am Schluss nur von "Acht Aufrechten" ausgeführt wurde. Andere BCS-ler nahmen an der Parade weiter vorn oder hinten teil. Wie dem auch sei, jedenfalls war die Ausfahrt grossartig, die jubelnden Zuschauermassen, die engsten Kurven am San Salvatore hinauf nach Carona und runter nach Vico Morcote, ein paar zu sehr gestylte Öfen überhitzt am Strassenrand stehend, und immer und fast bei jedem Haus und jeder Kurve winkende Leute. Das BCS hat mit dem kombinierten Auftritt von Fahne und wenigstens fünf weiteren Mopeds sicher eine gute Figur abgegeben.

Das Gros derjenigen BCSler, die nach der Parade nicht gleich wieder das private Weite suchten, wollte auch den Samstag Abend gemeinsam bei Speis und Trank verbringen. Etwas Suchen war zwar von Nöten, da die Beizen alle sehr gut besetzt waren und es daher kein Leichtes war, für uns 13 BCS-Mohikaner ein Plätzchen zu finden. Geduld brachte aber auch hier Rosen, und so konnten wir uns an die für uns hergerichtete Tafel setzen und unseren Gaumen etwas verwöhnen. So etwa beim Auftischen des Hauptganges waren wir dann sogar froh, dass es draussen bei den auf Treppe aufgestellten Tischen keine freien Plätze gehabt hatte und wir im Restaurant selbst zu Tisch sitzen nehmen mussten. Denn um diese Zeit begannen die Wolken zu bersten und sich unter blitzendem Donnergrollen zu leeren, wie es sich eben für ein echtes Tessiner Rock'n'Roll Sommergewitter gehört. Nach dem Dessert war drausen alles tropfnass, dafür kam von oben kein Nachschub mehr und die Temperatur hatte sich auf einen erträglichen Wert vermindert. Jetzt gings hinunter zur Piazza, wo Gotthard sicher schon kräfig in die Saiten griff, denn elf Uhr hatte es längst geschlagen. Dachten wir, denn auch der Beginn des Samstag-Abend-Gigs war vom Wolkenbruch etwas hinausgeschoben worden. Also konnten wir den gesamten Auftritt der Luganeser Rockband in vollen Zügen und ganzer Länge geniessen, ehe wir uns wieder auf machten zu einer weiteren Nacht in Pjöngjang, äh im Hotel Walter natürlich. Als wir dort eintrafen, war vom BCS nichts zu hören oder zu sehen, so dass wir uns halt auch auf die Pritsche legten und dem Sandmännchen riefen.

Am Sonntag machten wir uns rechtzeitig auf die Rückfahrt, diesmal angeführt von RC Sébastien, da Andy et al. am Sonntag weiter in gemeinsame Ferien abfuhren. Nach einem Halt im bereits merklich kühleren Airolo gings über Nufenen ins Wallis und weiter auf die Grimsel, wo wir auf der Passhöhe ein schmackhaftes Mittagessen einnahmen. Bei der Raststätte Münsingen verabschiedeten wir uns voneinander.

Zum Schluss noch ein Dank an die beiden RCs Andy und Sébastien und auch Elisabeth fürs Organisieren.